Gauditorium, Ökodiktatur und Aufreizendes als Anreizendes – Wir im Finale beim Turnier in Dortmund

Schnell nochmal OPD üben, mit Magdeburger Leihgabe fahren wir nach Dortmund und reden über Ökodiktatur, Zwangsreisen für Kinder und Reize als Anreize. Ein kleiner Rückblick:

Nach so vielen BP-Turnieren, wäre es praktisch, nochmal schnell OPD zu üben. Den die Deutsche Meisterschaft hat dieses Jahr OPD. All die kleinen Dinge zählen: Gestik, Freie Redner, schön reden, die drei Linken Kategorien auf dem Jurorbogen, die schwer zählen verglichen mit den beiden rechten, die Inhalt und Gewichtung bewerten.


Wie praktisch dass Dortmund eine Woche vorher ein knuffiges Turnier in OPD anbietet. Wir leihen uns Jan-Dirk aus Magdeburg und wollen als Team „Aufschwung Ost“ rocken. Klassenziel: Nicht Letzter werden.


Dortmund erwartet uns mit frischem Kaffee, Tee und einem kleinen Frühstück. Wer abens zum Grillen bleiben will, zahlt drei Euro. Sonstiger Teilnahmebeitrag Null, Schlafplätze gibt es bei netten Dortmundern, unsereins bekommt zum Beispiel ein Einzelzimmer mit gemütlichem Bett.


Zwölf Teams von A wie Aachen bis Z wie MainZ sind am Start. Auch die Chefjuroren trudeln ein – Thore Wojke aus Mainz und Julian Schneider aus Münster. Die Setzung pinseln sie netterweise auf die Tafel.


Erste Runde: Brauchen wir die grüne Diktatur?


Wir verteilen uns als freie Redner in verschiedene Räume. Faszination Debattieren: Rom wurde nicht an einem Tag gebaut aber die Regierung muß in 15 Minuten Vorbereitungszeit ein Gemeinweisen manifestieren. Unsereins sieht eine Debatte um die ÖED, die Ökologische Einheitsdiktatur und eine Grundgesetzänderung, welche die Würde der Natur als oberstes Staatsziel ausgibt. Doch mit der Opposition ist kein Staat zu machen, zumindest keiner mit Öko-Zwang. Freiheit sei der bessere Mechanismus zur Weltrettung. Auf der Gegenseite kritisiert die Opposition, dass Freiheit der bessere Mechanismus sei, um die Welt zu retten. Leider kommt es zu einer längeren Diskussion, weil einer der Oppositionsredner die Juroren noch während des Feedbacks kritisiert, weil sie einen Regierungsredner zum Champion der Debatte küren, dabei hätte der angeblich seinem Team widersprochen. Doch keiner der drei Juroren mag ihm da Recht geben.


Zum Essen huschen wir über den angrenzen Flohmarkt, dort gibt es Döner, Bratwurst, Kirschen oder Joghurtdrink zum Mittag. 


Thema Runde Zwei: Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen – oder nicht?


Nach Kopfschütteln und Unverständnis bei vielen Teilnehmern geben sie einen Tipp: Der Staat hat ja die Bildungshoheit und sollte er nicht… wir sind in der Opposition, die Regierung fordert verpflichtende Auslandsjahre für Kinder und Schüler. Wir fragen, ob warum gerade Kinder dazu gezwungen werden müssen. Die Jury spricht uns den Sieg zu. Als Feedback-Lektion nehmen wir mit: Mit einer Hand in der Hosentasche reden – im Angelsächsischen anerkannt und auch bei deutschen Werbungen akzeptiert, wirkt bei Debatten in Deutsch je nach Juror überheblich.


Die letzte Runde fragt: Soll das Leugnen von DDR-Verbrechen unter Strafe gestellt werden?

Als Regierung erklären wir das öffentliche Verbreiten von Unwahrheit über Mauertote zur Volksverhetzung. Die Opposition findet, das unterbindet die Meinungsfreiheit und damit die Diskussion. Wir finden, wenn darüber diskutiert wird ob etwas stattfand oder nicht, dann ist das keine Diskussion. Punkte erfahren wir nicht. Damit es spannend bleibt.


Bei der Breakverkündung die große Überraschung: Wir schaffen es bis ins Finale, vor Mainz und Aachen obwohl wir so noch nie zusammengeredet haben.


Das Finale setzt den Aufschwung Ost gegen ein All-Star-Team der Berlin Debating Union. Das Thema: Ist es legitim, das Firmen zur Motivation von KundInnen und MitarbeiterInnen Prostitution einsetzen? Das Los setzt uns auf die Regierung das Berliner All-Star-Team in die Opposition.


Das Finale im Vorhof des Uni-Gebäudes, Open Air. Als Rednerpult ein Podest aus Bierkästen, in den Redepausen werden die Flaschen verteilt.


Wir in der Regierung und Berlin in der Opposition streiten um Schaden und Nutzen, wir reden für die Entkrampfung und die Offenheit. Berlin stellt die negativen Vorbildwirkungen heraus. Die Freien Redner wollen offensichtlich ihren Spaß haben und sorgen mit ihren Vorschlägen mal für mehr, mal für weniger Lacher.


So bittet die Opposition inständig einen der freien Redner: Bitte, komm nicht auf unsere Seite. Die Zuhörer lachen wie, so wird das Auditorium zum Gauditorium.


Am Ende gewinnt Berlin verdient, aber laut Juroren nicht mit so viel Abstand, wie wir denken. Wir nehmen für die Deutsche Meisterschaft gerade aus dem Finale einige Anregungen mit, dass z.B. die Regierung viele Angriffe der Opposition antizipieren muss, um sie schon anzugreifen, selbst wenn sie noch nicht genannt wurden.


Unser Dank gilt den Dortmundern für ein wirklich schönes, entspanntes und günstiges Turnier.

Von: Mathias Hamann

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