Debattier WM Antalya Tag 3 – wir punkten als Erfinder der Romantik

Der Tag startet gut: Die Sonne scheint, wir frühstücken am Meer und beim ersten Thema verteidigen wir Gewerkschaften. Moritz macht uns zu Marxisten, später zur Erfinder der Romantik. Kanadier lassen uns schmunzeln - Etwas verspätet ein paar Eindrücke vom ersten Debattentag.

Wie halten Organisatoren einen Zeitplan bei Zwölfhundert Teilnehmern, rund zehnmal so vielen Teilnehmen wie bei unserem Geburtstagsturnier? Mit Sippenhaft: Wenn ein Teilnehmer nicht kommt, muss sein Club für Anwesenheit sorgen, wenn das nicht klappt, dann verlieren alle Teilnehmer des Clubs das Breakrecht. Moritz und ich sind jedenfalls pünktlich zur ersten Runde da und sind beeindruckt von der Organisation.


Der Tag ging ja schon gut los, nicht nur, dass alle Pünktlich sind, niemand betrunken (wir erinnern uns, dann würde der Chefjuror dafür sorgen, dass wir niemals wahre Liebe finden) auch das Frühstück mit Meeresrauschen am Buffet war super. (Es gibt sogar Leute, die sich um acht Uhr morgens Pommes auf den Teller tun.)


Die erste Motion: This House would ban labour Unions. Und wir in der Schließenden Opposition. Moritz ist voll in seinem Argument, Hegel und Marx und Kirchner als Extension. Die schließende Regierung von der London School of Economics kennzeichnet uns als Neomarxisten und wir schmunzeln mit ihnen. Uns fällt auf, wie effizient und schwafelfrei unsere Gegenüber reden. Wie Debattiercoach Alfred Snider forderte, labeln sie ihre Extension, bleiben ganz nah am Thema und erklären, warum Gewerkschaften schlecht sind:  Sie gäben Menschen eine zweite Stimme, denn in Demokratien würden Regierungen ja eh in deren Richtung tendieren, da die Arbeiter die Mehrheit sein im Vergleich zur Wirtschaft, daher sei Wirtschaftslobbyismus der faire Ausgleich dazu und wenn nun Gewerkschaften wiederrum lobbieren, würden die Arbeiter so eine zweite Stimme erhalten. Außerdem erklären sie, ganz Ökonomen, warum der Markt die Löhne regelt und Gewerkschaften durch Kartellverhalten Löhne über dem Markt durchsetzen. Das hatte die eröffnende Regierung aus Ankara nicht so gemacht, also gewinnen die Briten. Wir werden dritter.


Das tolle, die Juroren brauchen rund 15 Minuten zu jurieren (Mit Diskussion) und schaffen es in 5 Minuten ein Klassefeedback zu geben. Erst sagen sie das Ergebnis dann begründen sie’s und schließlich gibt es Einzelfeedback. Und immer auf den Punkt ohne Geschwafel.


Die zweite Motion: This House believes developing nations should pay for the full tuition of female university students. Potsdam in der schließenden Regierung lernt wieder mal, dass wir unsere Extension noch mehr als solche kennzeichnen müssen (Frauen als Agenten des Wandels) und noch näher an der Motion bleiben müssen (warum Studentinnen?)


Die dritte Motion: This House would financially incentivize both inter-faith and inter-ethnic marriages. Hier wird Potsdam in der eröffnenden Opposition und zweiter. Unsere Argumente: Der Staat sollte keine Ehen präferieren, außerdem würde durch die Feststellung wer welcher Ethnie angehört neuer Rassismus entstehen, außerdem würden die Leute eh heiraten und daher sei das rausgeschmissenes Geld, was man eher für Toleranzprogramme aufwenden kann. Außerdem erklärt Moritz den Juroren, dass wir Deutschen ja die Erfinder der Romantik und damit eigentlich auch der wahren Liebe seien – wer’s wird glaubt wird selig. Wir haben Spaß und die Juroren auch.


Auch hier ist das Feedback kurz und knackig, unser Hauptproblem, unsere Argumente müssen wir noch stärker ausbauen, mit der Motion verlinken, den Schaden klarer machen, das dahinterliegende Prinzip klar machen (Fachwort „framen“). Denn die schließende Opposition sagt eigentlich das, was wir hatten, aber eben viel besser. Außerdem behaupten sie, als Kanadier kommen sie aus einem Land ohne Kultur.


Insgesamt für uns: Vier Punkte von neun möglichen - wir sind zufrieden.


Moritz macht abends bis halb zwei Party (Alkohol ist ja gratis und er trinkt für mich mit) unsereins recherchiert für Artikel. Doch davon ein andermal mehr.

Von: Mathias Hamann

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